Fehlen der Afrikaner irritiert Außenseiter-Fans, tut der Stimmung aber keinen Abbruch

Oldenburg. À la bonne heure, das hatte fast schon olympisches Flair: der Einmarsch der Nationen in den sonnengefluteten WM-Parcours, das feierliche Hissen der Flagge des Kraftfahrer-Verbands „Union Internationale des Chauffeurs Routiers“ (UICR), die vom „Wehrbereichskorps Lüneburg I“ intonierte Nationalhymne und die bedeutungsvoll gesprochenen Worte des UICR-Präsidenten: „Hiermit ist die 23. Weltmeisterschaft der Berufskraftfahrer in Oldenburg eröffnet!“

Die Pressevertreter auf der Tribüne bewegte am Rande der Zeremonie derweil vor allem eine Frage: Wo ist Team Togo?

Dort standen die Athleten, angeführt von den Trägern ihrer Landesfahnen, und erquickten sich am Applaus ihrer (vermutlich anverwandten) Fans. Die favorisierten Finnen waren da, die wie immer schwer einzuschätzenden Österreicher und natürlich auch die beiden selbstbewussten Starter aus der Slowakei (die ihrer Zeit voraus unter EU-Fahne angetreten waren). Ja, selbst die Holländer durften diesmal dabei sein. Aber wo war Togo?

Erinnerungen an ein legendäres Skilanglaufrennen wurden wach: „Wo ist Behle?“ hatte ZDF-Mann Bruno Moravetz bei den Winterspielen 1980 verzweifelt gefragt, als der Deutsche Jochen Behle einfach nicht ans Ziel kommen wollte. Ein aufmerksamer Beobachter, der daneben das gleichzeitige Fehlen Polens und Tschechiens anmerkte, wurde im allgemeinen Rätselraten schlicht überhört.

Da aber einstweilen niemand eine plausible Erklärung finden konnte, begann das Turnier eben ohne afrikanischen Vertreter. Es gab ja auch so genug zu Gucken und zu Tratschen. Etwa über die eigentümlichen Kopfbedeckungen der ansonsten fesch gekleideten Kroaten. Deren dunkelblauen Anglermützen mussten zwischen den sonst dominierenden Baseball-Kappen und Cowboyhüten fast schon als modischer Fauxpas gelten.

Schließlich hatte die Zeremonie ein Ende, die Athleten zogen von dannen, und es ging endlich richtig los. Den Auftakt machte die französische Équipe. Schon nach wenigen Runden schienen die Gesichter einiger Tribünengäste allerdings anzudeuten, dass sich ihnen die Finessen des in Deutschland bisher nicht als Breitensport bekannten Geschicklichkeitsfahrens im Schwerlastverkehr nicht auf Anhieb erschlossen.

Wie gut, dass es die Kommentatoren vom Motor-Sport-Club Oldenburg gab, die das Schneckentemporennen rasant moderierten. Ihre aufschlussreichen Berichte und interessanten Geschichten zur Vita der Fahrer erleichterten unkundigen Besuchern den Zugang zu diesem fremden Sport (und erinnerten überdies ein wenig an die Moderation von Randsportarten im DSF). Wer trotzdem noch eine Frage hatte, konnte sich an einen der Aktiven wenden, die von der Tribüne aus die Leistung ihrer Konkurrenz inspizierten.

Dabei kam es zu einem lustigen Kauderwelsch. Mit Kroaten wurde Englisch gesprochen, mit Italienern Französisch, und mit den Rumänen ging es in Zeichensprache. Nicht zuletzt das Sprachenwirrwarr verlieh der Brummi-WM internationales Flair. Bis in die frühen Morgenstunden feierten Athleten und VIP‘s im großen Zelt ein multi-kulturelles Fest mit starkem Country-Einschlag.

Wie später zu erfahren war, wurde den togolesischen Piloten kurzfristig das Einreisevisum verweigert, da sich die Behörden nicht sicher gewesen sein sollen, ob das Team später vollzählig die Heimreise antreten würde. Die tschechischen Chauffeure hatten sich abgemeldet. Warum Polen nicht angetreten war, blieb bisher offen.

Diesen Artikel lieferte Ihnen NWZ-online.de

 

Categories:

Tags:

Comments are closed